Eine Fahrt für die Katze

Das Leben schreibt Geschichten. Die Freiwilligen vom Rotkreuz-Fahrdienst erleben mit ihren Passagierinnen und Passagieren so einiges - auch Kurioses wie diese Fahrt für die Katze.

21. Dezember 2022

Ich übernehme für einen Kollegen einen Fahrdienst nach Solothurn. «Frau Sennhauser* muss um 17.30 Uhr in der Pallasklinik sein», erfahre ich von der Zentrale. Auf der Fahrt unterhalte ich mich mit meiner Klientin. Frau Sennhauser besteht darauf, dass ich sie nicht zur Pallasklinik, sondern zur Obachklinik fahre. Am neuen Ziel angekommen, erinnert sich die alte Dame, dass sie am Morgen schon einmal hier war.

Sie sei erst für den späten Nachmittag angemeldet, habe man ihr gesagt. «Man hat mich einfach wieder nach Hause geschickt», beschwert sie sich. Die junge Arzthelferin hinter dem Tresen kann sich nicht an den Besuch von Frau Sennhauser erinnern. Diese jedoch beharrt darauf: «Doch! Ich war hier! Mit einem anderen Rotkreuz-Fahrer.»

Ich mische mich in den Disput ein und frage: «Sind wir vielleicht doch am falschen Ort?» Der Empfang telefoniert mit der Pallasklinik. Doch auch dort vermisst man keine Frau Sennhauser. Hilfesuchend melde ich mich bei der Fahrdienstzentrale. Die Einsatzleiterin kontaktiert den Freiwilligen, der Frau Sennhauser am Morgen gefahren hat. Er bestätigt die Geschichte der alten Dame. Sie waren hier. Allerdings beim Arzt im ersten Stock auf der rechten, nicht – wie wir in diesem Moment – auf der linken Seite. «Jetzt kommen wir der Sache näher», freut sich die nette Arzthelferin. Sie greift zum Hörer und ruft beim Nachbarn an: «Vermissen Sie eine Frau Sennhauser?» Die Antwort überrascht: «Nein, die Dame war vor wenigen Minuten da.»

Wo also liegt der Fehler? Zwei Frauen haben den gleichen Nach- und Vornamen - welch seltener Zufall. Nach dem Geburtsdatum wurde nicht gefragt. Den Termin bei diesem Arzt hat meine Klientin übrigens erst in zwei Monaten. Sie hat sich das Datum falsch notiert.

 

*Name geändert

Dank der Rotkreuz-Fahrten ergeben sich viele interessante Begegnungen.

Renat Schütz
Freiwillige Fahrerin

Rotkreuz-Fahrdienst

Mobil bleiben – im Alter, bei Krankheit oder Behinderung