Wir sind für Sie da

Martina Blaser, Leiterin Migration beim SRK Kanton Bern

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Migration

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Wir sind für Sie da

Interview

Ukraine-Krieg: So unterstützt das SRK Geflüchtete

Rund 60 000 Menschen sind vor dem Krieg in der Ukraine in die Schweiz geflüchtet. Was die Fluchtbewegung ausmacht und welche Herausforderungen sich dem SRK Kanton Bern stellen, erklärt Martina Blaser, Leiterin Migration im Interview.

Martina Blaser, der Ukraine-Krieg hat eine grosse Flüchtlingswelle ausgelöst, die überraschend kam. Fürs SRK Kanton Bern eine neue Situation und eine grosse Aufgabe.

Genau, der Krieg in der Ukraine war und ist herausfordernd für uns, weil die Ukraine ein europäisches Land ist und die Fluchtwege entsprechend kurz sind. Es gab also keinen Vorlauf für die Vorbereitung auf den grossen Fluchtstrom. Viele Menschen erschienen schon nach wenigen Tagen bei uns, um Unterstützungsleistungen anzufragen, wenn sie selbst nicht mehr für ihren Aufenthalt aufkommen konnten oder keine Unterkunft hatten. Ein Grossteil hatte privat bereits eine Unterkunft gefunden – auch aufgrund der grossen Solidarität in der Bevölkerung.

Gleichzeitig hatten wir seitens Behörden noch wenige Informationen bezüglich der Abläufe, da mit dem erstmals vergebenen Ausweis S noch einiges unklar war. In den ersten Monaten konzentrierten wir uns darauf, Grundbedürfnisse zu decken, also Asylsozialhilfe auszurichten und die Unterbringung zu organisieren.

Welchen Auftrag hat das SRK Kanton Bern in Bezug auf geflüchtete Personen aus der Ukraine?

Im Auftrag des Kantons Bern unterstützen wir geflüchtete Personen jeder Herkunft in den Bereichen Unterbringung, Sozialhilfe und Integration. Dieser Auftrag gilt grundsätzlich auch für Personen mit Ausweis S. Er ist jedoch ein rückkehrorientierter Ausweis. Deshalb steht der Integrationsauftrag hier nicht im Fokus.

Klientinnen und Klienten aus anderen Nationen hingegen sind vorwiegend als «vorläufig Aufgenommene» oder als «anerkannte Flüchtlinge» in der Schweiz registriert. Sie verfügen über ein entsprechendes Aufenthalts- oder Bleiberecht. Bei ihnen steht die Integration im Vordergrund.

Welche besonderen Herausforderungen stellen sich dem SRK durch den Ukraine-Krieg?

Die Ukrainerinnen und Ukrainer zeigen sich sehr mobil. Viele haben innerhalb weniger Tage und Wochen mehrmals den Aufenthaltsort gewechselt. Dies machte es schwierig, sie zu kontaktieren. Weiter mussten wir zu Beginn viele Punkte mit den Behörden klären. 

Gewisse neue Regelungen haben dann manchmal zu Missverständnissen oder Unmut geführt. Zudem hatten wir innerhalb weniger Tage einen massiven zusätzlichen Personalbedarf. Dieser liess sich nicht so rasch decken wie eigentlich notwendig. In einer solchen Situation verlangen wir unseren Mitarbeitenden viel ab.

Martina Blaser, Leiterin Migration beim SRK Kanton Bern

Das Freiwilligen-Engagement der Gastfamilien ist für uns wertvoll.

Martina Blaser
Leiterin Migration beim SRK Kanton Bern

Die Geflüchteten sind zu einem grossen Teil untergebracht. Kinder besuchen Schulen, Erwachsene bewerben sich auf Stellen. Wie geht es nun weiter?

In den ersten Monaten war es für uns das Wichtigste, die Grundbedürfnisse zu decken. Nun liegt unsere Unterstützung vermehrt beim Klären von individuellen Fragen zum Leben in der Schweiz. Auch privat untergebrachten Personen und ihren Gastgeberinnen und Gastgebern bieten wir Hand. Wir versuchen, gezielt zu unterstützen, damit die geflüchteten Personen selbstständig bleiben oder werden, solange sie in der Schweiz leben.

Das Freiwilligen-Engagement der Gastfamilien ist für uns wertvoll. Es gibt auch verschiedene andere Möglichkeiten, um sich freiwillig zu engagieren – zum Beispiel bei unserem Programm «Eins zu Eins» oder bei Sprachtandems.

Das SRK betreibt Unterkünfte und vermittelt teils auch Wohnungen. Vermittelt es auch direkt Menschen an Gastfamilien?

Grundsätzlich vermitteln wir keine geflüchteten Personen an Gastfamilien. Wir unterstützen aber nach Bedarf – zum Beispiel, wenn eine Unterbringung in einer Gastfamilie rasch aufgelöst werden muss. Wir beraten und begleiten in erster Linie unsere Klientinnen und Klienten und stehen dadurch auch mit Gastfamilien in Kontakt.

Altersgruppen der geflüchteten Menschen aus der Ukraine
Herkunftsländer der geflüchteten Menschen, die vom SRK Kanton Bern betreut werden
Unterbringungsart der geflüchteten Menschen, die vom SRK Kanton Bern betreut werden

Der Asyl- und Flüchtlingsbereich im Kanton Bern

Seit dem 1. Juli 2020 ist der Asyl- und Flüchtlingsbereich des Kantons Bern neu organisiert. Das SRK Kanton Bern ist einer von vier regionalen Partnern des Kantons, die in fünf Regionen tätig sind. In den Regionen Bern-Mittelland und Seeland – Berner Jura ist das SRK zuständig für die Unterbringung, die Ausrichtung der Sozialhilfe sowie die Integrationsförderung von geflüchteten Personen.