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Interview

Die Kraft der Trauer

Der Verlust eines geliebten Menschen erschüttert bis ins Innerste und wirkt sich auf Körper, Geist und Seele aus. Die Hinterbliebenen müssen lernen, mit der neuen Realität zu leben – und neue Kraft zu finden.

Trauer ist ein tiefer, seelischer Schmerz, der uns in verschiedenen Formen durch das Leben begleitet. Im Gespräch mit Anita Finger, Lebens- und Trauerbegleiterin, erfahren wir, warum es so wichtig ist, Trauer zuzulassen und wie Rituale uns dabei unterstützen können, den Verlust zu verarbeiten und ins Leben zu integrieren.

Frau Finger, Was ist Trauer?

Anita Finger: Ein emotionaler Zustand, der auf den Verlust geliebter Menschen, Lebensumstände oder Dinge folgt, wird als Trauer bezeichnet. Dieser Zustand kann uns durch unser Leben begleiten.

Anita Finger

Trauer ist die Fortsetzung der Liebe zu dem, was wir verloren haben.

Anita Finger
Lebens- und Trauerbegleiterin IFAH

Warum ist Trauer wichtig?

Anita Finger: Trauer hilft uns, einen Verlust zu akzeptieren und in unser Leben zu integrieren. Wenn wir Trauer unterdrücken, setzt sie sich im Körper fest. 

Welche Gefühle begleiten die Trauer?

Anita Finger: Trauernde durchlaufen die vier Phasen der Trauer, die allesamt von unterschiedlichen Gefühlen begleitet werden: 

  1. Nicht-Wahrhaben-Wollen: Der Schock über den Tod lähmt die Hinterbliebenen. Das Geschehene wird verleugnet.
  2. Aufbrechende Emotionen: Schmerz, Wut und Traurigkeit brechen durch. Die Frage nach dem Warum taucht auf. 
  3. Suchen und Sich-Trennen: Die Suche nach dem Verlorengegangenem, der Verstorbenen oder dem Verstorbenen beginnt. Trauernde besuchen oft Orte, die die Verstorbenen gemocht haben und beginnen ein Leben ohne sie zu akzeptieren.
  4. Neuer Selbst- und Weltbezug: In der letzten Phase der Trauer stellt sich innerer Frieden ein – der Schmerz tritt in den Hintergrund. Die Erinnerung aber bleib.

Trauern alle Menschen gleich?

Anita Finger: Jeder Mensch trauert anders – je nach Persönlichkeit, Erziehung und Lebensumständen. Es gibt sogar kulturelle Unterschiede. In Griechenland begleiten beispielsweise Klagefrauen traditionelle Trauerzeremonien, indem sie durch lautes Weinen und Klagen den Schmerz der Gemeinschaft ausdrücken und so die Verstorbenen ehren. 

Haben wir verlernt zu trauern? 

In unserer Gesellschaft fehlen Trauerrituale oft. Sie sind aber wichtig, weil sie helfen, den Verlust zu begreifen, den Schmerz zu verarbeiten und Abschied zu nehmen. Sie bieten Struktur in einer emotional schwierigen Zeit, ermöglichen gemeinsames Gedenken und unterstützen den Trauerprozess, indem sie Raum für Ausdruck und Heilung schaffen.

Wie gehe ich mit Trauernden um?

Anita Finger: Wichtig ist, den Trauernden zuzuhören, ohne Ratschläge zu geben. Geduld und Verständnis sind entscheidend. Zeigen Sie Mitgefühl, der Trauerprozess braucht Zeit.

Wie lerne ich loszulassen?

Anita Finger: Schreiben Sie das, was Sie loslassen möchten, auf. Verbrennen Sie das Papier oder lassen Sie es in einem Fluss davonschwimmen.  

Endet Trauer?

Anita Finger: Trauer verändert sich. Ein Teil bleibt aber immer zurück.