Frau Klingenfuss, Sie haben sich als Teenager bereits mit der eigenen Sterblichkeit und Ihrem letzten Willen befasst. Welche waren Ihre Beweggründe?

Klingenfuss: Bereits seit vielen Jahren war meine Mutter durch eine Autoimmunerkrankung schwer herzkrank. Mit nur noch knapp 20% Herzleistung und dem bereits dritten Herzschrittmacher ging es ihr noch immer zu gut, um die Chance auf ein Spenderherz zu erhalten. 

Meine Mutter sprach mit meiner kleinen Schwester und mir immer offen über ihre Krankheit – und über das Sterben. Wir sollten keine Angst davor haben. Im Oktober 2020 verstarb sie dann unerwartet an einem Schlaganfall und schweren Hirnblutungen. 

Vor allem mein Vater erinnert sich, wie entlastend die Patientenverfügung von meiner Mutter war. Obwohl wir alle ihre Wünsche bereits kannten, erleichterte uns ihre schriftliche Bestätigung in den schwierigsten Stunden unseres Lebens enorm. Dass wir alle in der Verfügung eingetragenen Wünsche meiner Mutter ermöglichen konnten, gab uns ein wenig Frieden.

Wieso ist Ihnen das Thema Patientenverfügung wichtig?

Ich setze mich seit Jahren für das Thema Organspende ein und möchte vor allem junge Menschen darüber aufklären und ihnen ans Herz legen, ihren Willen festzuhalten oder wenigstens offen darüber zu sprechen. Dazu gehört auch die eigene Vorsorge, welche besonders für uns junge Menschen sehr komplex und kompliziert zum Ausfüllen ist. Deshalb freue ich mich sehr, dass die Patientenverfügungen zukünftig für jüngere Menschen vereinfacht und somit attraktiver gestaltet werden sollen.

Warum haben Sie sich – trotz Ihres jungen Alters – für eine Patientenverfügung entschieden?

Wenige Wochen nach dem Tod meiner Mutter gab mir das Ausfüllen meiner Patientenverfügung und meines Vorsorgeauftrags eine grosse Erleichterung. Damit kann ich im Notfall nicht nur meinen Liebsten eine schwere Entscheidung vereinfachen, sondern gebe mir selbst eine grosse innere Sicherheit. Denn das Schicksal kann leider jeden treffen, ganz gleich wie alt man ist.